Ich konnte mich wieder aufrichten für ein Leben ohne Sucht.
Von 2014 bis 2016 habe ich im Haus Ruhleben gelebt. Vorher hatte ich auf Anraten von Dr. Ewert in der Fachklinik einen Entzug gemacht. Ich habe im Haus Ruhleben viel Hilfe bekommen und konnte mich wieder aufrichten für ein Leben ohne Sucht.
2016 bin ich in eine eigene Wohnung in Plön umgezogen. Meine Bezugsbetreuerin Frau Kölling wollte gern, dass ich in die Wohngemeinschaft vom Haus Ruhleben ziehe. Die ist in der Hipperstraße. Man ist da noch stärker angebunden an das Haus und wird enger betreut. Das wollte ich aber nicht, sondern lieber richtig selbstständig wohnen.
Weil ich gern in der Nähe der Einrichtung bleiben wollte, habe ich im Altenpflegeheim Ruhleben einen Freiwilligendienst absolviert. Schon in der Zeit, als ich noch im Haus Ruhleben gewohnt hatte, half ich dem Hausmeister bei kleinen Arbeiten. Bei meinem Freiwilligendienst habe ich im Haus den Müll und die schmutzige Wäsche eingesammelt. Nachmittags habe ich meistens im Garten gearbeitet. Den kleinen Garten des Wohnbereichs für Demente habe ich schön wieder hergerichtet, die Sträucher geschnitten, Unkraut entfernt – danach sah das da wieder schön aus. Für mein Tun habe ich immer gutes Lob bekommen.
Gut haben mir bei meinem Freiwilligendienst übrigens auch die Seminare gefallen. Da habe ich Segeln gelernt und einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht.
Seit einigen Wochen arbeite ich in einer Autowerkstatt. Vorher habe ich einen Hausmeisterjob gehabt und danach im Tiefbau gearbeitet. Den Job habe ich richtig gern gemacht, da konnte man am Ende des Tages sehen, was man geschafft hatte, etwa wenn man Pflasterarbeiten gemacht oder mit dem Bagger gearbeitet hatte.
Seit ich 2016 aus dem Haus Ruhleben ausgezogen bin, komme ich alle 14 Tage zum Gespräch zu Frau Kölling. Die Kosten dafür übernimmt zum Glück immer noch die Eingliederungshilfe. Mit meiner Betreuerin kann ich alles besprechen. Wie es im Job läuft, wie es in meiner Partnerschaft läuft, alle großen und kleinen Probleme und auch alles, was gut läuft. Das hilft mir sehr, denn gerade in problematischen Zeiten kommt der Suchtdruck ganz schnell zurück. Die Gespräche machen mich stabil, ich muss dann nicht trinken. So bin ich jetzt schon seit fünf Jahren trocken, darauf bin ich sehr stolz. Als meine Alkoholkrankheit behandelt wurde, wurden auch meine Depressionen besser. Mir geht es jetzt richtig gut. Ich bin übrigens auch seit dem Frühjahr verheiratet.
Falls ich mal in eine akute Krise komme, weiß ich, dass ich jederzeit hierher kommen kann auch außerhalb meiner vierzehntägigen Termine, etwa am Wochenende oder auch abends. Ich würde dann kommen und mit einer Krankenschwester reden oder mit jemandem, der sonst Dienst hat. Das zu wissen, hilft mir auch sehr.
Wenn ich ins Haus komme, fühle ich mich immer noch sehr wohl. Ich kenne immer noch einige der alten Bewohner. Gerade eben habe ich mit einem geschnackt, mit dem ich gemeinsam die Fahrradwerkstatt gemacht habe. Das ist immer schön, ein bisschen zu reden. Ich begrüße auch immer die Mitarbeiter hier, man wechselt immer ein paar kleine, nette Sätze miteinander. Ich bin hier herzlich willkommen.
Heute kann ich übrigens ohne Probleme auf Feiern gehen, bei denen auch getrunken wird. Das macht mir gar nichts aus. Ich begucke mir die Leute, die immer betrunkener werden und amüsiere mich über die.