„Wir arbeiten alle Hand in Hand“
In der Außenarbeitsgruppe der Werkstatt Kaltenkirchen wurden auch 2021 auf abwechslungsreichen Arbeitsplätze für Menschen mit geistig-körperlichen und psychischen Behinderungen Industriearbeiten für den Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich erledigt. Das Jahr war trotz schwieriger Rahmenbedingungen in der Pandemie ein erfolgreicher Beleg der Zusammenarbeit mit einem großen Betrieb im Sozialraum.
Bereits seit 2018 arbeitet die Außenarbeitsgruppe der Werkstatt Kaltenkirchen unter der Bereichsleitung von Michael Wulf (kleines Bild) beim Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich in Henstedt-Ulzburg auf 800 Quadratmetern in einer 18 Meter hohen Halle. Etwa 25.000 einzelne Posten werden konfektioniert. Geistig und körperlich behinderte Menschen arbeiten hier mit psychisch behinderten zusammen; ganz unterschiedliche Bedürfnisse ans Arbeiten müssen erfüllt werden: Die einen brauchen einfache und klar strukturierte Aufgaben, die anderen komplexere und intellektuell anspruchsvolle, denn viele waren voll berufstätig, bevor sich das Leben anders entwickelte und sie in die Werkstatt brachte. „Wir haben diese Mischung hier gewagt“, erklärt der Bereichsleiter, „und das Experiment hat gut geklappt.“ Erfahrungen darin hatten die Kolleg*innen bereits in anderen Außenarbeitsgruppen, etwa bei Spezipack oder Wiska, gesammelt. Möglich sei das nur in relativ kleinen, überschaubaren Gruppen, so Wulf, der die Beibehaltung der unterschiedlichen Ausrichtung an den fünf Standorten der Segeberger Wohn- und Werkstätten (Sewowe) insgesamt für sinnvoll hält.
Gemeinsam arbeitet
„Die Beschäftigten in unserer Gruppe arbeiten Hand in Hand. Viele komplexe Aufgabe bauen ja auf einfachen Abläufen auf, so arbeiten wir einander sinnvoll zu.“ Michael Wulf sagt „wir“ und meint das auch so: „Wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen uns eigentlich täglich mit an die Tische und arbeiten mit, das fördert den Teamgedanken und zeigt, dass alle mit anpacken, wenn ein Auftrag drückt.“ Entsprechend gut ist die Stimmung im Team, zu dem 18 Beschäftigte und neben Michael Wulf fünf Mitarbeitende gehören.
Den Arbeitsalltag versuchen die Kolleg*innen möglichst vielfältig zu gestalten. Morgens reinigen alle Beschäftigten gemeinsam an einem langen Stehtisch die gelben Kisten, mit denen die Monteure von Jungheinrich weltweit zu Kunden ausschwärmen. Krümel werden ausgeschüttet, Etiketten abgezogen, beschädigte oder besonders verschmutzte Kisten zum Waschen in der Werkstatt Kaltenkirchen beiseitegestellt. Ist diese Arbeit erledigt, verteilen sich die Beschäftigten an einzelne Tische, konfektionieren Sets – etwa je einen Knauf für den Schaltknüppel und den Gummibelag für das Gaspedal in eine Tüte – oder packen Ersatzteile wie Hydraulikschläuche, Rück- oder Bremslichter von Fremdherstellern in Jungheinrich-Kartons um.
Die Sewowe - ein verlässlicher und guter Partner
„Wenn wenig zu tun ist, neutralisieren wir abgelegte Arbeitsbekleidung von Jungheinrich“, ergänzt Michael Wulf: Die Beschäftigten schneiden Jungheinrich-Logos aus Jacken und Hosen heraus, so dass die Kleidung nicht mehr zugeordnet werden und in die Verwertung überführt werden kann. Wulf ist es wichtig, beständig kleine Zusatzaufträge von Jungheinrich zu bekommen und auch an andere Werkstätten der Sewowe zu vermitteln, wie etwa den Bau von Sonderpaletten für Maschinenteile, der seit einiger Zeit von der Werkstatt in Kaltenkirchen übernommen wird. Oder die Demontage und das Wiederverwerten von Elektroschrott, was ebenfalls in Kaltenkirchen abgewickelt wird. „Wir machen uns damit langfristig zu einem guten und verlässlichen Partner“, führt er aus, „Jungheinrich soll bei allen neuen Ideen immer zuerst an die Sewowe denken und uns fragen, ob wir mithelfen können.“
Im Jahr 2021 wurden die Arbeitsplätze der Beschäftigten räumlich ein bisschen auseinandergezogen, um wegen der Corona-Pandemie mehr Abstand zu gewährleisten. In Kleingruppen wurde im Gruppenraum gefrühstückt, Beschäftigte und Mitarbeitende wurden regelmäßig gemäß der jeweilis gültigen Regelungen zum Schutz vor einer Corona-Infektion getestet. „Wir freuen uns sehr, dass wir in der ganzen Zeit nur einen Fall von Corona hatten und dass die Beschäftigten an ihren Arbeitsplätzen sehr diszipliniert Masken trugen“, wie der Bereichsleiter zusammenfasst. Der guten Stimmung in der Außenarbeitsgruppe hat die Belastung während der Pandemie keinen Abbruch getan – „Wir sind ein tolles Team, alle wollen hier richtig arbeiten und unterstützen sich deshalb auch gegenseitig. Das macht mir große Freude, auch noch nach 27 Jahren Werkstattarbeit!“