Erste Absolvent*innen der generalistischen Ausbildung: Pflege-Pionier*innen stehen alle Wege offen

(30.07.2021) Der erste Jahrgang der generalistischen Pflegeausbildung hat in Rickling seine Ausbildung an der Pflegeberufeschule erfolgreich abgeschlossen.

Sie sind vor drei Jahren als Pioniere angetreten, um eine Ausbildung zu absolvieren, die es in dieser Form bislang noch nicht gegeben hat. Sie haben an einem Pilotprojekt teilgenommen und die Zukunft der Pflegeausbildung mitgestaltet: Sie wurden nach dem generalistischen Modell ausgebildet, bei dem die drei separaten Ausbildungen in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege zu einer Ausbildung zusammengefasst wurden.

Sichere Berufsaussichten nach der Ausbildung

Nun halten elf junge Menschen nach dem erfolgreichen Abschluss ihre Examenszeugnisse in der Hand und freuen sich auf den Berufseinstieg. Alle Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 18/21 A haben eine Anschlussbeschäftigung gefunden, 70 Prozent werden beim Landesverein übernommen: „Sie haben einen Beruf, der sie ein Leben lang begleiten kann. Mit dieser Ausbildung stehen jedem alle Wege offen. Ich freue mich sehr darüber, dass viele der Absolventen bei uns bleiben und sich im Landesverein engagieren“, sagt Schulleiterin Sigrid Kapitzke.

Im Rahmen einer Feierstunde würdigten am 29. Juli 2021 mehrere Vertreter*innen des Landesvereins die Leistungen der Nachwuchs-Pflegekräfte und ermutigten sie für die nächsten Schritte.

Pflegedienstleiter Frank Vilsmeier betonte, dass in diesen Zeiten ganz viel möglich ist. „Es gibt Mitgestaltungsmöglichkeiten im Pflegebereich und das verspricht eine spannende Zeit.“

Dr. Nikolas Kahlke, leitender Chefarzt des Psychiatrischen Krankenhauses, bedankte sich in seiner Rede bei den Absolventen für Ihr Engagement und hob hervor, dass die Anwesenden vor drei Jahren eine Entscheidung für sich getroffen haben, nachdem sie die Idee für die Ausbildung im Kopf und im Herzen bewegt hatten. „Wir haben Sie auf diesem Weg sehr gern begleitet und werden Sie auch sehr gern weiter begleiten.“

Schulleiterin Sigrid Kapitzke hob im Rahmen der Feierstunde hervor, vor welche Schwierigkeiten Corona die Auszubildenden gestellt hat. „Plötzlich konnte man nicht mehr gemeinsam im Klassenraum sitzen. Es wurde wesentlich schwerer, das Lernen durchzuhalten. Dann kamen Gedanken ums Impfen, um Ansteckungsgefahr und den Lockdown, doch alle die hier Anwesenden haben durchgehalten und ihren Lohn dafür bekommen.“

Dieser Lohn besteht unter anderem in besten Berufsaussichten: „Hier verlassen zum ersten Mal Azubis die Pflegeberufeschule, die in allen Bereichen der professionellen Pflege einen mindestens 14-wöchigen Einsatz absolviert haben“, erklärt Iris Gebh, die als damalige Schulleiterin den Pflegenachwuchs beim Start in die Ausbildung begleitet hat.

Die Absolvent*innen seien anders als die bisherigen Pflegefachpersonen keine Spezialist*innen – und dies ist nach Einschätzung von Iris Gebh ein Vorteil für die weitere berufliche Entwicklung: „Es sind Menschen mit einen fundierten Basiswissen, die sich im Sinne des lebenslangen Lernens zukünftig auf fachspezifisches Pflegewissen vorbereiten und weiterentwickeln“, macht Gebh deutlich und vergleicht das System mit der Arztausbildung, wo auf ein allgemeines medizinisches Studium eine Facharztausbildung folgt. „Wir erleben in den Pflegesituationen immer mehr Menschen, die übergreifend versorgt werden. In unseren Altenpflegeeinrichtungen leben Menschen, die unterschiedliche Arten der Zuführung von Sauerstoff brauchen. Dafür sind Altenpfleger ursprünglich nicht ausgebildet worden.“

Attraktivität und Anerkennung  

Das breite Grundwissen, welches in der generalistischen Ausbildung vermittelt wurde, ist nach Einschätzung von Iris Gebh überall gefragt: „Wir haben einen großen Pflegenotstand, leisten uns aber einen Luxus von hochspezialisierten Pflegefachpersonen“. Für die damalige Schulleiterin Iris Gebh, die inzwischen den Fachbereich Bildung des Landesvereins leitet, ist die Neustrukturierung der Pflegeausbildung eine „Frage von Attraktivität und Anerkennung eines Heilberufes, denn dort wird schon immer generalistisch ausgebildet“.

Doch wie haben es die Auszubildenden selber erlebt, als sie vor drei Jahren eine völlig neue Ausbildung aufnahmen und nun als erste generalistisch ausgebildeten Pflegekräfte in gewisser Weise einen Pionierstatus haben?

„So wie Pioniere es immer erleben. Für sie war es völlig normal, denn sie kannten es nicht anders. Und sie schätzen die Freiheit, sich nicht sofort auf einen Bereich der Pflege festlegen zu müssen“, berichtet Iris Gebh.

Dies bestätigen auch die Auszubildenden: „Die Vielfältigkeit der Ausbildung hat mir Freude bereitet. Mit Menschen zu arbeiten und mit ihnen zusammen zu sein, hat mir schon immer gefallen. Es ist ein wirklich besonderer Tag, dass wir heute hier stehen und den Abschluss geschafft haben. Toll, dass ich beim Landesverein arbeiten kann“, sagt die 27-jährige Diana Dotsenko.

Ihr Mitschüler Alexander Renk ergänzt: „Bei der Ausbildung hat mir besonders gefallen, dass wir ganz viele Wechsel zwischen Praxis und Theorie hatten. Für mich gibt es jetzt mit dem Abschluss ganz neue Möglichkeiten, weil es ein Pilotprojekt war. Mit der Ausbildung könnte man aus der Altenpflege zum Beispiel in die Kinderkrankenpflege oder in die Erwachsenenpflege wechseln. Toll finde ich auch, dass der Abschluss in der EU anerkannt ist. Da entstehen natürlich ganz besondere, neue Möglichkeiten. Ich freue mich jedenfalls sehr auf meine Arbeit im Landesverein“, unterstreicht der 21-Jährige.