Guter Geschmack trifft sozialen Charakter

(31.05.2021) Der Landesverein etabliert mit ToSomKom eine eigene Marke für hochwertige Accessoires, die von etablierten Designerinnen gestaltet und in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen gefertigt wurden.

Apple oder Samsung in der Informationstechnologie, VW oder Porsche in der Mobilität, Adidas oder Puma bei Sportbekleidung - die moderne Konsumgesellschaft wäre ohne Marken nicht mehr denkbar. Marken bieten Orientierung und helfen, ein Produkt schnell zu erkennen sowie eine Kaufentscheidung zu vereinfachen. Marken schaffen Vertrauen und Identifikation, denn sie sagen nicht nur etwas über das Produkt aus, sondern auch über den Konsumenten. Und Marken vermitteln Qualität sowie eine gewisse Wertigkeit. Soweit die Theorie. 

Design trifft Teilhabe

Doch lässt sich eine moderne Marke auch rund um Produkte aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen aufbauen? Kann man hier überhaupt von Produkten oder gar Konsum sprechen? Der Landesverein zeigt im Rahmen eines Projektes, wie eine soziale Marke aussehen kann: Unter dem Namen ToSomKom werden künftig hochwertige Erzeugnisse aus dem Landesverein vermarktet. Das Prinzip dahinter lässt sich mit nur drei Worten beschreiben: Design trifft Teilhabe. Denn die Gestaltung liegt in den Händen von Kreativ-Profis aus Hamburg. An der Fertigung sind Menschen mit und ohne Behinderung aus den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein beteiligt. 

Gutes tun für andere und für sich selbst – diese Idee setzen Designerinnen und die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein unter dem Dach von ToSomKom um. Die Produkte sollen Freude machen: Den Kund*innen, die ihr Lebensumfeld mit kleinen Accessoires heimeliger gestalten. Und den Beschäftigten in den Werkstätten, durch deren Handwerk die selbstbewusste Marke ToSomKom zum Leben erweckt wird und sich vor etablierten Qualitätsmarken und Designklassikern nicht verstecken muss.

Werkstätten genießen exzellenten Ruf

Die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen des Landesvereins für Innere Mission genießen weit über ihre norddeutsche Heimat hinaus einen guten Ruf für eine hohe Qualität zu fairen Preisen. Sie agieren mit Partnern aus der Wirtschaft auf Augenhöhe und leisten Dinge, die andere Firmen nicht leisten können - oder leisten wollen. Es geht längst nicht mehr ausschließlich darum, den Menschen mit Behinderungen durch einen Auftrag etwas Gutes zu tun. Die Werkstätten bedienen ernsthafte Bedarfe - und dazu gehören auch hochwertige Produkte für ein schönes Leben, stilvoll gestaltet und exzellent verarbeitet. 

In den vergangenen Monaten haben hinter den Kulissen des Landesvereins viele Akteur*innen die Vorbereitungen für den Start des ToSomKom-Onlineshops vorangebracht. Es mussten Preise kalkuliert, Prototypen erstellt und Texte sowie Fotos erstellt werden - eben alles, was für den Aufbau einer Marke nötig ist. Dass dies im Landesverein intern gelingt, während sonst für den Markenaufbau große Kreativagenturen und sechsstellige Budgets nötig sind, zeigt eindrucksvoll, dass Markenmanagement und Sozialunternehmen näher beieinanderliegen als gemeinhin angenommen.

Ehrlich und schnörkellos

Mit ToSomKom wurde ein Name gefunden, der ehrlich und schnörkellos, geradeaus und deutlich ist - und die norddeutsche Heimat des Landesvereins verdeutlicht, wo man sich mit ländlicher Gelassenheit weniger darum kümmert, wer jemand ist, und sich lieber darauf konzentriert, was jemand leistet.

Die Wurzeln von ToSomKom reichen jedoch weiter zurück: Als Pastor der Evangelischen Kirche arbeitete Andreas Kalkowski, heute Theologischer Vorstand des Landesvereins, viele Jahre in Gemeinden in Hamburg. Dann leitete er eine Bildungsstätte für nachhaltige Entwicklung. Hier lernte er die Produktdesign-Professorin Elke Jensen kennen. Mit ihr behandelte er Fragen wie „Wie leben und arbeiten wir in 100 Jahren?“, damals für Design-Student*innen. Doch die Fragen hat Kalkowski mit nach Rickling gebracht - und beantwortet sie nun gemeinsam mit kreativen Kolleg*innen und Beschäftigten sowie mit fachlicher Unterstützung der Designerinnen Elke Jensen, Christiane Jessen und Miriam Ertl.

Schürzen, Tragetaschen, Schreibset

Zur Eröffnung des ToSomKom-Onlineshops ist eine Produktauswahl verfügbar, welche die Bandbreite der Möglichkeiten einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen zeigt: Elegante Schürzen für Hobbyköche, stabile Tragetaschen, ein edles Schreibset - zum Einsatz kommen ausschließlich natürliche Materialien wie Stoff und Filz sowie Papier und Holz zum Einsatz. Die Marke ToSomKom soll sich zu einem sichtbaren Statement für diejenigen entwickeln, die guten Geschmack und sozialen Charakter verbinden - und einen Blick für die Wertschätzung der Produkte und ihrer Entstehungsgeschichte pflegen. Und wer weiß: Vielleicht wird „Gefertigt in Teilhabe“ schon bald zu einem ähnlichen Qualitätsversprechen wie Made in Germany.