Aufklärung über den Corona-Impfstoff für Pflegende: Ein geniales Prinzip

(18.01.2021) Der Landesverein bietet Informationsvorträge für pflegende Mitarbeitende des Psychiatrischen Krankenhauses Rickling im Soziotherapiezentrum auf dem Lindenhof an.

„Wenn wir endlich wieder ‚normale’ Zeiten haben wollen und verhindern wollen, dass Covid-19 noch Jahre weiter wütet und zahllose Menschen erkranken und sterben lässt, brauchen wir eine Durchimpfung der Bevölkerung von 60 bis 70 Prozent.“ Dr. Artur Bahr tritt entschlossen für die Impfung möglichst vieler Menschen ein. Der Leiter des Hygienestabs des Landesvereins versteht aber auch Skepsis angesichts des neuen Impfstoffs und setzt daher ganz besonders auf Aufklärung. Mit Informationsvorträge für pflegende Mitarbeitende des Psychiatrischen Krankenhauses Rickling im Soziotherapiezentrum auf dem Lindenhof sollen Hintergrundinformationen vermittelt und Vorbehalte abgebaut werden. Termine sind auf den Stationen zu erfahren.

Impfstoff ist erklärungsbedürftig

Die Informationenveranstaltungen werden angeboten, weil der jetzt zum Einsatz kommende neuartige m-RNA Impfstoff von Biontech/ Pfizer bzw. Moderna in seiner neuartigen Wirkungsweise durchaus erklärungsbedürftig ist. Daraus ergibt sich beispielsweise die Sorge, dass der Impfstoff möglicherweise Wirkung auf die DNA im Zellkern und damit einen Einfluss auf das Zellgenom nimmt. Ein neuartiges Impfprinzip bringt natürlich die Bedenken mit, dass man noch nicht ausreichend Erfahrungen über mögliche Nebenwirkungen haben kann.

Funktionsweise des Impfstoffes

Dr. Artur Bahr möchte Hintergrundinformationen vermitteln, um eine sachgerechte Abwägung vom Nutzen und möglichen Risiken der Impfung zu unterstützen. Die aufkommenden Fragen werden in den Informationsveranstaltungen für alle verständlich beantwortet, und jeder kann nun für sich seine Entscheidung fundiert treffen: "So muss man wissen: der Impfstoff besteht aus einer m-RNA (also der Bauanleitung für das Spikeprotein auf der Virusoberfläche) verpackt in einer Fetttröpfchenhülle. Wird er verimpft, so nehmen die lokalen Muskel- und Abwehrzellen an der Impfstelle die mRNA auf und beginnen mit der Biosynthese des von der mRNA codierten Spikeproteins", erklärt Dr. Bahr. "Die Zellen präsentieren diese Proteine dem Immunsystem. Das Immunsystem erkennt das Spikeprotein als Fremdeiweiß und reagiert darauf mit der Antikörperbildung gegen dieses Eiweiß. Zudem vermehrt es die spezifischen Abwehrzellen gegen Träger dieses Proteins", ergänzt der Leiter des Hygieneteams im Landesverein.

Das Spikeprotein ist für das Immunsystem das Erkennungsmerkmal für die SARS-CoV-2 Viren (sie tragen das ja auf ihrer Oberfläche) wie der Fingerabdruck für den Erkennungsdienst. Und wie die Polizei gegen Straftäter vorgehen kann, wenn sie erkannt worden sind, so geht das Immunsystem, durch die Impfung mit dem Virus bekannt geworden, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, gegen die SARS-CoV-2 Viren vor. Der Körper ist nunmehr gegen COVID 19 geschützt. Dazu braucht es  üblicherweise 10 Tage. Die Impf-mRNA selbst wird nach wenigen Tagen (wie jede andere zelleigene mRNA) abgebaut. Sie verschwindet damit aus der Zelle und dem Körper. Sie hat ihren Dienst getan.

mRNA kann nicht in den Zellkern gelangen

Aus Sicht von Dr. Artur Bahr ist ganz wichtig:  Die mRNA kann nicht in den Zellkern gelangen. "Sie kann damit weder das Zellgenom noch irgendetwas anderes bewirken. Sie dient nur als Vorlage für die Produktion des Erkennungseiweißes. Mit ihrem Abbau erlischt jegliche Wirkung auf den Stoffwechsel", erklärt Dr. Bahr und unterstreicht: "Das Immunsystem mit einer harmlosen Vorlage für die Produktion des Oberflächeneiweißes mit dem SARS-CoV-2 bekannt zu machen und in den Kampfmodus zu bringen ist ein geniales Impfprinzip."

Im Ausnahmefall leichte bis moderate Symptome

Die Impfreaktionen entsprechen nach Einschätzung des Leiters des Hygieneteams dem üblichen Entzündungsgeschehen, die eine gute Impfung mit sich bringt. Sie bleiben lokal, wie milde oder moderate Schmerzen an der Impfstelle, können auch leichte bis moderate Symptome im ganzen Körper bewirken, wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber. In der Regel ist das aber auf wenige Tage begrenzt: „Es sind mittlerweile mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland geimpft worden. Bisher sind keine nennenswerten Nebenwirkungen bekannt. Und selbst wenn es im Einzelfall zu unerwünschten Reaktionen kommen sollte: In unserem Impfzentrum stehen sechs ausgewiesene Impfärzte bereit, die etwa bei einem analphylaktischen Schock sofort eingreifen können.“ Bei vorliegenden Autoimmunerkrankungen empfiehlt der Mediziner, sich ärztlich beraten zu lassen. Allerdings sei auch da in aller Regel die Impfung kein Problem.

Ob man, wenn man bereits geimpft ist, sich dennoch einem Schnelltest unterziehen muss, wenn man mit Erkrankten zusammengetroffen ist, lautet eine der Fragen der Teilnehmerinnen. „Vorsichtshalber ja“, antwortet Dr. Bahr. Der Impfstoff biete zwar einen 95-prozentigen Schutz – aber eben nicht 100-prozentig (was kein Impfstoff leisten kann, eine Grippeimpfung schützt zum Beispiel nur zu 67 Prozent). „Dazu liegen noch nicht genügende Erfahrungen vor.“

Impfstoff ist zuverlässig trotz kurzer Zeit für Zulassung

Viel Misstrauen dem Impfstoff gegenüber nährt sich aus seiner vergleichsweise sehr schnellen Entwicklung und Zulassung. Auch diese Sorgen kann Dr. Bahr nehmen: Für die Entwicklung stand viel Geld zur Verfügung, was eine erheblich intensivere Forschungsarbeit ermöglichte. Und die Forscher brauchten nicht bei Null anzufangen: Das Prinzip der genbasierten Wirkungsweise sei bereits aus der Krebstherapie bekannt gewesen, ebenso wie auch die Struktur des Covid-Erregers, der als SARS oder MERS bereits bekannt war. Der Impfstoff wurde bei der Entwicklungsfirma Biontech an mehr als 40.000 Menschen getestet. Die Zulassungsprüfung sei dann in üblicher Form und in einem üblichen Zeitrahmen geschehen, nicht als „Notzulassung“ wie in anderen Ländern.

Auch wenn die Teilnehmerinnen an der Informationsveranstaltung schon gut informiert waren: „Ich habe doch noch einiges Neues mitnehmen können“, zog etwa die Fachkrankenschwester Ines Reinhold das Fazit aus dem Gehörten.

In der nächsten Zeit wird es noch weitere Informationsveranstaltungen geben, die Termine werden rechtzeitig auf den Stationen kommuniziert.

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