Warten auf den Click-Doc

(16.06.2021) Die Pandemie treibt die Digitalisierung voran, auch in der Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bad Segeberg. „Die ersten Patienten und Patientinnen haben im virtuellen Wartezimmer Platz genommen“, berichtet Dr. Sabine Huss – und schränkt gleich ein: „Wir befinden uns noch am Anfang.“ Die Leitende Ärztin hat aber bereits eine „Roadmap“, einen Plan für eine stärkere Digitalisierung des Klinikbetriebs, geschrieben.

Zwei Psychologinnen der Tagesklinik bieten mehrfach die Woche eine digitale Sprechstunde ein. Dafür hat die Klinik Lizenzen der Software „Clickdoc“ erworben. Das Programm ist medizinisch aufgebaut, hat z. B. ein virtuelles Wartezimmer, von dem aus die Patient*innen in die virtuelle Sprechstunde „gehen“. „Vor allem jüngere Patienten nehmen das Angebot eher an“, erklärt Dr. Huss. 

Viele Patient*innen der Institutsambulanz aber ziehen weiterhin das direkte Gespräch mit den Therapeut*innen und Ärzt*innen vor, häufig per Telefon. „Das bieten wir nur den Patienten an, die uns bekannt sind. Das klappt auch sehr gut.“ Aber auch die persönliche „face-to-face“-Begegnung ist unter Corona-Bedingungen weiterhin möglich, allerdings für die Ambulanzpatient*innen eingeschränkt und für die Tagesklinikpatient*innen mit einer Einteilung der Patient*innen in Kohorten – festen Gruppen, die mit den anderen keinen Kontakt haben –, einer Verkleinerung der Gruppen, mit dem Eingangs-Screening zur Feststellung eines Infektionsrisikos und der strengen Einhaltung der Hygieneregeln, Verzicht auf viele Angebote wie z. B. Schwimmen und Bogenschießen oder das gemeinsame Mittagessen. Auch in der Psychiatrischen Institutsambulanz gelten pandemiebedingt andere Regeln, viele Gruppenangebote wie etwa Ergotherapie fallen weg. 

Mehr Therapie-Bedarf in Corona-Zeiten

Dass die Tagesklinik diese Angebote machen kann, ist wichtiger denn je. „Je länger die Pandemie und der Lockdown andauern, umso mehr steigt der Bedarf an psychiatrischer und psychologischer Betreuung“, ist die Erfahrung der Ärztin. „Es sind die Einsamkeit und Isolierung im Lockdown, die viele Menschen krankmachen, aber auch Verlust des Jobs, finanzielle Nöte, Ängste.“

Eine „Roadmap“ für die digitale Zukunft

Für die Zukunft auch jenseits der Corona-Zeit wünscht sich Dr. Sabine Huss noch mehr Fortschritte der Digitalisierung in ihrer Klinik und absolvierte dafür eine Fortbildung „Digitalisierung in der Medizin“. Ihre konkreten Pläne hat sie in einer „Roadmap“ festgehalten. Dazu zählt eine Spracherkennungs-Software, die die Dokumentation erheblich erleichtern würde, aber auch die Einrichtung einer Online-Beratung. „Wir können uns ein solches Angebot für die Psychiatrische Institutsambulanz gut vorstellen“, erklärt die Psychiaterin. „Es soll sich vor allem an Stammpatienten wenden und stellt sicher, dass sie innerhalb von 24 bis 48 Stunden eine Antwort erhalten.“

Unabhängig von eigenen Wünschen wird von Seiten des Gesetzgebers die Digitalisierung vorangetrieben, etwa mit der Einführung der elektronischen Patientenkarte, der Online-Arbeitsunfähigkeitsmeldung, dem elektronischen Rezept. „Da müssen wir am Ball bleiben, damit wir nichts verpassen.“