Wichtige Arbeit vor Ort: ATS Suchthilfezentrum Norderstedt zu Gast bei noa4

(10.03.2021) Einrichtungsleiterin Bettina Sommerburg wurde von dem lokalen Fernsehsender für Norderstedt zu den Folgen der Corona-Pandemie für Suchterkrankte befragt.

Die Leiterin des ATS Suchthilfezentrums Norderstedt beschrieb eindrücklich, dass bei Menschen mit einem riskanten Trinkverhalten der Konsum im vergangenen Jahr gestiegen sei, wenn auch laut einer Studie der TU Dresden der allgemeine Alkoholverbrauch wie auch das Rauschtrinken insgesamt abgenommen habe, weil es keine großen Feiern wie Stadtfeste mehr gegeben habe. „Schwierig ist es immer dann“, berichtete sie aus der Arbeit in der Suchthilfe, „wenn Menschen regelmäßig größere Mengen Alkohol trinken und vor allem funktionalisiert trinken, das heißt, einen bestimmten Effekt erzielen wollen wie etwa Stimmungsaufhellung, Entspannung und das wenigstens vorübergehende Vergessen von Sorgen und Problemen.“

In der Pandemie seien die Menschen von Ängsten, finanziellen Nöten, aber auch durch die räumliche Enge zuhause belastet, die in Zeiten von Kurzarbeit, Homeoffice und Homeschooling besonders problematischer werde. Das führe leider auch dazu, dass häusliche Gewalt zugenommen habe.

Das Team des ATS Suchthilfezentrums Norderstedt hat seine Beratungstätigkeit im ersten wie im zweiten Lockdown voll weitergeführt – mit einer Verlagerung auf die Beratung per Telefon und Videokonferenz. Wichtig sei es, für die Klient*innen da zu sein, zuzuhören und Scham abzubauen. „Wo unsere Klientinnen und Klienten den direkten Kontakt brauchten, um stabil zu bleiben oder sich zu einer Behandlung zu entschließen, haben wir immer auch Gespräche vor Ort möglich gemacht“, ergänzte Bettina Sommerburg.

Ebenso ist die Arbeit im Projekt „Kleine Riesen“ fortgeführt worden. In festen und verbindlichen Gruppen können sich hier Kinder aus suchtbelasteten Familien mit der Unterstützung von erfahrenen Kolleg*innen treffen, um miteinander zu spielen und dabei unkompliziert in den Austausch auch über schwierige Themen zu kommen. „Die Gruppen haben wie gewohnt wöchentlich mit persönlichem Kontakt stattgefunden, die Kolleginnen und Kollegen haben die Kinder allerdings coronabedingt vorzugsweise draußen auf dem Spielplatz getroffen.“ Über die Kinder binden die Kolleg*innen des ATS Suchthilfezentrums auch Eltern mit problematischem Konsum ein.

Das ATS Suchthilfezentrum Norderstedt wird in nächster Zeit seine Angebote wieder stärker öffnen, um Menschen mit einer Suchterkrankung passgenaue Beratung und weiterführende Hilfen anbieten zu können und Familien insgesamt zu stärken.

  • Das Interview wird in den kommenden Tagen im Livestream unter http://www.noa4.de wiederholt.