Kirchengemeinde und Landesverein ermöglichen Begegnung dank Musik – auch während der Pandemie

Organistinnen und Kirchenmusiker spielen Bekanntes und selten Gehörtes an der Paschen-Orgel: Für das Abschlusskonzert des 2. Ricklinger Orgelherbstes am Freitag sind noch Restplätze verfügbar.

(28.10.2020) Als an den vergangenen drei Freitagen jeweils etwa 30 Menschen in der Ricklinger Dorfkirche saßen und andächtig den Klängen der Paschen-Orgel lauschten, hätte leicht in Vergessenheit geraten können, in welch besonderen Zeiten die Konzerte stattfinden.

Doch beim genauen Hinsehen wurden die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich: Auch während der musikalischen Darbietung herrschte Maskenpflicht, auf den Bänken signalisierten grüne Punkte oder rote Striche die geltenden Abstandsregeln und für die Teilnahme war eine vorherige Anmeldung nötig. Trotz dieser Einschränkungen stand jedoch die Musik im Mittelpunkt: „Bekanntes und selten Gehörtes“, dargeboten von Nachwuchskünstler*innen und preisgekrönten Profis.

Auftakt der Konzertreihe war ein voller Erfolg

Für viele Ricklinger dürfte es dennoch eine Überraschung gewesen sein, als sie auf Plakaten die Vorankündigung des zweiten Orgelherbstes entdeckten. Der Auftakt dieser Veranstaltungsreihe im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg – doch dann kam Corona. Die Organisator*innen um Marie Sophie Goltz, hauptamtliche Kantorin in der Kirchengemeinde Rickling sowie im Landesverein für Innere Mission in Schleswig-Holstein tätig, mussten neben der Konzertorganisation auch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie umsetzen – und für Verständnis bei den Besuchern werben.

Zusätzlicher Aufwand hat sich gelohnt

Dass der zweite Ricklinger Orgelherbst wie geplant stattfinden konnte, war nicht zuletzt wegen der sprunghaft gestiegenen Zahl der Corona-Neuinfektionen seit Anfang Oktober 2020 nicht selbstverständlich. Marie Sophie Goltz und ihre Kolleg*innen hatten sich jedoch frühzeitig vorbereitet und strenge Regeln festgelegt. So wurde die maximal möglichen 60 Plätze bei Weitem nicht ausgeschöpft, stattdessen galt eine Grenze von 35 Teilnehmer*innen. Ohne Abstand nebeneinandersitzen durften zudem nur Angehörige eines Haushalts: „Der Aufwand ist in diesem Jahr ein höherer, weil Corona bedingt entsprechende Vorsichtsmaßnahmen gelten müssen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir unter Einhaltung dieser Maßgaben den Orgelherbst durchführen können und dürfen“, unterstreicht Marie Sophie Goltz. Ihr ist es in diesem Jahr ein besonderes Anliegen, ein Zeichen dafür zu setzen, dass kulturelle Veranstaltungen als Plattformen für Begegnung auch in Zeiten der Pandemie möglich sind. 

Musikalische Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet

Bereits zum Auftakt der Konzertreihe wurde deutlich, dass dies gelungen ist. Nach einem stimmungsvollen Eröffnungskonzert mit dem Kieler Nikolaiorganisten und Kantor KMD Volkmar Zehner begeisterte die junge Virtuosin und vielfach prämierte Organistin Amelie Held aus Stuttgart. Beim dritten Konzert, zu dem der Hamburger Michelorganist und Kantor Manuel Gera nach Rickling gekommen war, ging die Besucherzahl leicht auf 25 Personen zurück: „Dies war höchstwahrscheinlich der ansteigenden Corona-Ansteckungszahl geschuldet. Nichtsdestotrotz durften wir einen schönen Konzertabend mit Werken von Bruhns, Böhm, Bach, Mendelssohn Bartholdy sowie einer ad hoc Konzertimprovisation über Themen aus dem Publikum erleben“, berichtet Marie Sophie Goltz, die am 30. Oktober ab 19 Uhr selbst an der Orgel Platz nimmt und den zweiten Ricklinger Orgelherbst abschließt.

Bewährt hat sich trotz der Corona-Einschränkungen auch der Ablauf der einzelnen Konzerte: Nach einer Ansprache durch Ingrid Timm, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates sowie Seelsorgerin und Diakonin im Landesverein, gab Marie Sophie Goltz einen Überblick über das Werk des musikalischen Gastes. Nach dem eigentlichen Konzert schloss sich eine Gesprächsrunde an, bei dem Goltz ihren Gästen vertiefende Fragen zu den Werken und ihren Erfahrungen mit der Ricklinger Orgel stellen konnte.

Musik-Genuss und Hintergrundwissen

So geht der Orgelherbst weit über den Genuss der Musik hinaus, die Veranstaltungsreihe vermittelt auch kulturelles Hintergrundwissen – und sogar die erfahrenen Künstler*innen entdecken hierbei Neues: „Mir ist wichtig, dass unsere musikalischen Gäste nicht nur an großen Orten spielen, sondern auch die ‚kleine‘ Orgel zu schätzen wissen“, erklärt Marie Sophie Goltz. Und dieses Ziel hat sie offenkundig erreicht: „Die Künstler freuen sich und sind dankbar“, berichtet Goltz und unterstreicht, dass die Künstlerbetreuung das „A und O“ ist. Deshalb begleitet sie die Gäste in Rickling - und stellt ganz nebenbei den Landesverein vor.

  • Das Abschlusskonzert des 2. Ricklinger Orgelherbstes beginnt am 30. Oktober 2020 um 19 Uhr. Eine vorherige Anmeldung im Kirchenbüro ist unter 04328/572 erforderlich. Der Eintritt ist frei, es werden Spenden erbeten.