Menschen mit Behinderung sammeln ehrenamtlich Müll in Kaltenkirchen
Melissa Cetin, Charlin Lohmann, Neele Tietjen und Melanie Fürstenberg (v.l.) beteiligen sich häufig an der Sammelaktion.
Jeden Mittwoch ist Sabine Wrage, Assistenzkraft der Gruppenleitung in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Kaltenkirchen, mit einer Kollegin und einer Gruppe von 10 bis 12 Beschäftigten aus der Einrichtung des Landesvereins in der Stadt unterwegs. Das Ziel ist dabei immer ein anderes, Hauptsache man ist in Bewegung und an der frischen Luft.
Doch immer häufiger wurden die wöchentlichen Spaziergänge der Gruppe, ob zum örtlichen Markt oder in den nahegelegenen Park, von haufenweise herumliegendem Müll getrübt. Kaugummipapier, das im Gehen achtlos auf den Bürgersteig geworfen wurde, eine leere Zigarettenschachtel direkt neben dem dafür vorgesehenen Mülleimer, die Pommes-Verpackung vom Imbiss, die es leider nur bis zum nächsten Busch geschafft hat. „Ich finde das richtig eklig, wenn Menschen ihren Müll einfach auf den Boden werfen“, sagt Melissa Cetin. Die 21-Jährige arbeitet in der Werkstatt in der Industriegruppe III und nimmt häufig an den Spaziergängen teil. Immer häufiger kam es vor, dass ein Teilnehmer der Gruppe den Abfall aufsammelte und in den nächsten Mülleimer warf. „Dann kam uns die Idee, dass wir unsere Spaziergänge und das Müllsammeln ja verbinden könnten“, erzählt Sabine Wrage. Kurzerhand wurden beim nächsten Mal Mülltüten und Greifzangen aus dem Garten- und Landschaftsbau mitgenommen und die Aktion kam ins Rollen.
Etwa ein halbes Jahr ist das jetzt her und seitdem wurde fast wöchentlich gesammelt, was das Zeug hält. „Die Menschen mit Behinderung, die an unserer arbeitsbegleitenden Maßnahme teilnehmen, sind mit solch einer Begeisterung und großem Ehrgeiz dabei – das macht uns sehr stolz“, freut sich die Gruppenleitung. „Manchmal ist es gar nicht so leicht, den Müll mit den Zangen aufzuheben, aber wir geben nie auf, bis alles in der Mülltüte ist“, berichtet Charlin Lohmann aus der Industrie I. Die vollen Tüten nehmen die Ehrenamtlichen am Ende ihrer einstündigen Tour durch Kaltenkirchen wieder mit zur Werkstatt in den Porschering, wo diese fachgerecht entsorgt werden.
Es haben schon mal Fußgänger für uns geklatscht.
Mittlerweile erhalten die freiwilligen Helfer der Stadt viel Zuspruch: „Es haben schon mal Fußgänger für uns geklatscht“, erinnert sich Melissa. Das Taxi- und Reisebusunternehmen Süfke stattete die Werkstattbeschäftigten im Sommer sogar mit Caps aus, damit sie beim Müllsammeln an heißen Tagen bestmöglich vor der Sonne geschützt waren.
Mittlerweile wird die anfänglich kleine Sammelaktion immer professioneller: es wurden neue Greifer vom Gruppenleiter des GaLa-Bereichs angeschafft, mit denen auch kleinteiliger Abfall leichter aufzusammeln ist. Zudem haben diese einen längeren Stab, der den Rücken schont. Nur das Wetter kann die Ehrenamtlichen noch stoppen. „Wir wollen natürlich nicht, dass sich jemand erkältet, deshalb setzen wir aus, wenn das Wetter zu schlecht ist“, erklärt Sabine Wrage. Wann immer es möglich ist, wird aber weiterhin gesammelt. „Demnächst wollen wir uns mal beim Rathaus umschauen“, so Wrage.
Und auch wenn sie die Stadt nicht vollständig vom Müll befreien können, so leisten die Beschäftigten der Segeberger Wohn- und Werkstätten in Kaltenkirchen mit viel Herzblut einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Umwelt.