Engagiert für seine Mitbewohner*innen auf dem Heidehof: Jan Mühlheim

Bereits im Jahresbericht von 2018/19 beschrieb Jan Mühlheim, wie sich sein Leben durch das Wohnen auf dem Heidehof, gemeinschaftliches Wohnen für mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke, positiv entwickelt hat. Seitdem hat er sich weiter gefestigt und GESTALTET SEIN LEBEN in immer größerer Zufriedenheit – und das seit vielen Jahren verlässlich abstinent.

„Ich bin seit 2015 auf dem Heidehof. Gerade in der Zeit, in der ich schon einmal für den Jahresbericht befragt wurde, ist viel passiert: 2017 heilte meine Hepatitis aus, die ich durch meinen Drogenkonsum erworben hatte. Danach ging es mir körperlich um vieles besser, ich wurde leistungsfähiger und belastbarer, war nicht mehr so erschöpft, meine Selbstwahrnehmung wurde eine ganz andere, ich konnte mich spüren. Weil die Hepatitis aber mein ADHS gedeckelt hatte, brach meine innere Unruhe, mein Getriebensein voll durch und hat mich extrem belastet. Begegnungen mit anderen Menschen waren für mich damals wegen meiner sozialen Ängste eine Qual, ich konnte kaum Gespräche führen, nicht auf mein Gegenüber reagieren – eigentlich musste ich nach jedem Kontakt sofort konsumieren. Entsprechend oft hatte ich Rückfälle.

Seit ich aber bei Herrn Steimann, meinem Psychiater vom Psychiatrischen Krankenhaus Rickling, wegen ADHS in Behandlung bin, geht es mir gut. Ein ganz toller Arzt ist der! Ich bin ruhiger und konzentrierter und sozial nicht mehr so leicht aus der Fassung zu bringen.

Der Bewohnerbeirat 

Seit drei oder vier Jahren bin ich im Bewohnerbeirat und GESTALTE damit auch das Leben auf dem Heidehof mit. Gerade bin ich wiedergewählt worden. Einmal im Monat treffen sich alle Bewohner zur Hausgruppe im Speisesaal für allgemeine Bekanntmachungen. Im Anschluss sprechen wir drei Bewohnerbeiräte dann noch mit Herrn Harm, dem Leiter des Heidehofs. Mittlerweile setzte ich mich aktiv für meine Mitbewohnerinnen und Mitbewohner ein und das macht mir Freude. Das hätte sich vor zehn Jahren auch niemand vorstellen können.

Wenn es im Heidehof Probleme mit dem WLAN gibt, wenn jemand mit seinem neuen Handy nicht zurechtkommt, dann kommen die oft zu mir damit. Ich probiere dann ein bisschen rum und meistens finden wir gemeinsam die Lösung.

Den Tag GESTALTEN – gegen Suchtdruck

Meine Tage GESTALTE ich aktiv – auch das ist gut gegen Suchtdruck, denn man muss was zu tun haben: Zwei Tage die Woche arbeite ich in der Holzwerkstatt und renoviere Gartenmöbel, die aus dem Landesverein zu uns gebracht werden. Ich schleife und lackiere sie. Drei Tage arbeite ich für mich am Rechner. Derzeit programmiere ich mir ein Tool zur Taschengeldverwaltung. Ich möchte wissen, wie viel ich ausgebe und ob ich schon an meine Ersparnisse gehe, wenn ich etwas kaufe. Ich möchte gern einen Sockel von 1000 Euro im Hintergrund haben, falls mal größere Anschaffungen nötig sind. Ich sag mal so: 1000 soll die neue Null sein. (lacht)

Der Heidehof ist mein Zuhause, hier kann ich sicher und gesund leben – das kann ich ganz entschieden so sagen, auch wenn die jährlich notwendigen Kostenzusagen immer für eine gewisse Unsicherheit sorgen. Hier fühle ich mich wohl, hier erfahre ich große Unterstützung und spreche ich zum Beispiel mit meinem Bezugsbetreuer Jan Stahmer, wenn eine seelische Krise oder der Suchtdruck kommt. Der Suchtdruck bleibt einem übrigens sein Leben lang erhalten. So ist die Erkrankung eben.

Ich bin dankbar, dass ich bei all meinem Konsum so glimpflich davongekommen bin: Ich habe immerhin keine Polyneuropathie und mein Leberschaden ist auch überschaubar. Und ich bin heilfroh für das sichere und beruhigte Leben, das ich jetzt führe, und werde mir das von Drogen und Alkohol nie wieder kaputt machen lassen.“