Das Leitbild: Ein gemeinsamer Nenner für den gesamten Landesverein

Pastor Andreas Kalkowski, Theologischer Vorstand des Landesvereins,  spricht im Interview über die Entwicklung der vergangenen Monate und den praktischen Nutzen des Leitbildes für die Arbeit in den unterschiedlichen Bereichen des Landesvereins.

Warum braucht der Landesverein ein Leitbild?

Im Landesverein wirken über 3.000 Menschen an unterschiedlichen Orten in vielfältigen Arbeitszusammenhängen. Ein Zusammenwirken dieser vielen Menschen und Aufgaben ist eine große Herausforderung, die wir schon jetzt gut und gemeinsam bewältigen. Die gemeinsame Orientierung bleibt aber eine Herausforderung. Aus meiner Sicht ist es uns gelungen, dass wir uns mit dem Leitbild auf gemeinsame Perspektiven einigen. 

Sind Sie erleichtert, dass wir nach einer langjährigen Entwicklung nun über ein Leitbild für den gesamten Landesverein verfügen?

Ich bin dankbar für den Einsatz vieler Kolleg*innen. Es geht um die Qualität des gemeinsamen Ergebnisses. Und ich möchte betonen, dass ich das lange Ringen um ein Leitbild nicht als nachteilig sehe, sondern ganz im Gegenteil: Dass wir damit lange gerungen haben, zeigt den Qualitätsanspruch unserer Organisation. Es haben sich bereits vor dem aktuellen Entwicklungsprozess für das Leitbild, das wir nun fertiggestellt haben, viele Menschen an diesem Prozess beteiligt. Das macht unser Leitbild so wertvoll.

Wie haben Sie die Entwicklung des Leitbildes in den letzten Monaten erlebt?

Corona hat uns erst einmal von der Weiterentwicklung abgehalten. Andererseits hat uns Corona auch in die Lage versetzt, mit neuen Medien einen Gesprächsrahmen zu schaffen, der sehr gleichwertig ist. Jede und jeder hatte die gleichen Möglichkeiten. Sehr hilfreich war die Moderation durch eine externe Expertin, die sehr einfühlsam nach den Themen geforscht hat. Sie hat die Aspekte identifiziert, die 30 Kolleg*innen in die Leitbildentwicklung eingebracht haben und die stellvertretend für das stehen, was wir im Arbeitsalltag erleben. 

Gibt es einen Aspekt der Leitbild-Entwicklung, der Sie besonders erstaunt hat? 

Bei allen Meinungsverschiedenheiten, unterschiedlichen Einschätzungen und gelegentlichen Konflikten, die in einem großen Unternehmen mit über 3.000 Mitarbeitenden nicht zu vermeiden sind, wurde in den Diskussionen in Kleingruppen sehr deutlich, dass die unterschiedlichen Kolleg*innen viele gemeinsame Themen als richtig und wichtig empfunden haben. Als erkenntnisreich habe ich auch die kritischen Rückfragen empfunden, die in den Gesprächen konstruktiv eingeordnet wurden. Nicht immer sind unterschiedliche Meinungen zu einem bestimmten Thema in eine Änderung des Leitbildes eingeflossen, man konnte aber ein Verständnis für die verschiedenen Positionen entwickeln. Ein Leitbild kann nie alle Werte abbilden, die alle Menschen haben. Es ist aber ein gemeinsamer Nenner, den wir alle haben.

Welche Erkenntnis liegt Ihnen besonders am Herzen?

Völlig unstrittig war der Leitsatz „Für Menschen mit Menschen“. Dieser Claim hat eine absolute Bestätigung erfahren und ist eine beständige Größe, ganz unabhängig vom Alter, von der Betriebszugehörigkeit oder dem Arbeitsbereich der Gesprächsteilnehmer*innen. 

Was würden Sie jemandem entgegnen, der sagt: “Ich brauche kein Leitbild für meine Arbeit.”

Ich würde diesem Menschen etwa das sagen, was ich auch einem Menschen sagen würde, der Christ ist, aber nicht Mitglied der Kirche ist: Es kommt doch darauf an, was wir tun und dass wir es zum Wohle unserer Mitmenschen tun. Ich würde aber diesen Menschen fragen, ob es in seinem Arbeitsumfeld zu erleben ist, dass dieses Leitbild unsere gemeinsame Arbeit strukturiert. Wenn dies nicht der Fall ist, haben wir dort wohl noch Aufgaben zu tun. Ein Leitbild hilft jedem von uns, eine Aussage darüber zu treffen, warum er beim Landesverein arbeitet. Ich denke, dass es schon eine Aussage ist, im kirchlich-diakonischen Umfeld und im Sozial- und Gesundheitswesen zu arbeiten. 

Was passiert mit den Leitbildern, die es in der Vergangenheit in einzelnen Einrichtungen des Landesvereins gegeben hat?

Die Inhalte dieser Leitbilder sind im Kern in das gemeinsame Leitbild eingeflossen. Mit diesem Leitbild werden wir uns nun gemeinsam nach innen und außen präsentieren. Beispielsweise werden es Mitarbeitende, die wir neu begrüßen,  erhalten. Aber natürlich steht es jeder Einrichtung frei, das Leitbild um Konkretisierungen zu ihrem speziellen Bereich zu ergänzen. Dieses Leitbild, das wir nun vorliegen haben, ist und bleibt jedoch das Verbindende für den gesamten Landesverein.

Wie geht es mit dem Leitbild im Landesverein weiter?

Natürlich müssen wir unser neues Leitbild erst einmal bekannt machen, in die Einrichtungen und zu den Menschen bringen, die sich im Landesverein engagieren. Wir werden das Leitbild aber fortwährend reflektieren. Ein solches Leitbild ist nicht in Stein gemeißelt und es ist durchaus üblich, dass ein Leitbild aktualisiert und ergänzt wird.