Jenny Hamann gestaltet ihren Lebensweg zielstrebig

(23.05.2022) Jenny Hamann hat im Fichtenhof ihre Ausbildung zu Fachpraktikerin Hauswirtschaft beendet und arbeitet seit Juli als Mitarbeiterin in der Wäscherei des Landesvereins in Rickling.

Als Jenny Hamann 2014 in den Berufsbildungsbereich der Betriebsstätte Rickling kam, war das für sie eigentlich nicht die erste Wahl gewesen. „Meine Mutter wollte, dass ich nach meinem Förderschulabschluss in eine Werkstatt gehe“, gibt sie unumwunden zu, „ich wollte aber eigentlich lieber eine Ausbildung machen. Ich wollte selbstständig werden.“ 

Praktika weisen den Weg

Schon während der Praktika, die sie zum Beispiel in das Freizeit-, Tagungs- und Begegnungshaus Fichtenhof, ins Café Spindel, in die Nähstube führten, merkte die junge Frau aber, dass Hauswirtschaft „genau ihr Ding ist: Die Arbeiten haben mir sofort gefallen, es ist immer etwas anderes zu tun und mit den Gästen bin ich auch sofort gern umgegangen“, sagt sie. So blieb sie nach den 27 Monaten Berufsbildung, in der die Teilnehmer*innen mit Hilfe pädagogischer Fachkräfte prüfen, welcher Bereich zu ihnen passt, im Fichtenhof und lernte, Betten zu machen, die Gästezimmer zu säubern, das Büffet vorzubereiten und schön anzurichten, lernte Kuchen zu backen und sich im Kollegenkreis zu bewegen. Ihren Wunsch nach einer Ausbildung verlor sie dabei nie aus den Augen. 

Mutig in die Ausbildung

Deshalb boten ihr die Mitarbeiterinnen der Betriebsstätte Rickling an, die Ausbildung zum*r Fachpraktiker*in Hauswirtschaft zu absolvieren – eine dreijährige Ausbildung für Menschen mit Behinderungen. Denn Ute Bruhn, Ausbilderin im Fichtenhof, und ihre Kolleginnen hatten schnell erkannt, wie fit Frau Hamann ist: „Jenny denkt mit, ist sehr eigenständig – das wollten wir unbedingt fördern.“ Doch vorab sollte Jenny zeigen, ob sie den Anforderungen der Berufsschule würde standhalten können. „Ich bin dann zwei Jahre zur Berufsschule gegangen, obwohl ich noch nicht in der Lehre war“, sagt sie. „Erst waren meine Noten ganz schlecht. Aber dann habe ich bei einem Lehrer meiner Schwester Nachhilfe bekommen. In Rechnen und Lesen und Schreiben und in Fachkunde.“ Als sich ihre Noten so verbessert hatten, dass sie gute Ergebnisse erhielt, konnte Astrid Schick vom Sozialen Dienst der Betriebsstätte Rickling Jenny davon überzeugen, eine Ausbildung zu beginnen. „Mit unfassbar großem Fleiß hat sie so manche Herausforderung gemeistert“, freut sich Ute Bruhn noch heute. 

Der Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt: gut gelungen

Im Jahr 2021 hat Jenny Hamann ihre Ausbildung zur Fachpraktikerin Hauswirtschaft mit einer Drei beendet und sagt dazu: „Ich bin sehr froh, dass ich das geschafft habe.“ Und dies auch gegen einige Widerstände in ihrer Familie, die sie gern weiter unter der schützenden Fürsorge einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen gesehen und Jenny bei sich wohnen behalten hätte. Nach Ende ihrer Ausbildung hat sie sich in der Wäscherei des Landesvereins beworben, wo sie seit dem 15. Juli 2021 arbeitet – sozialversicherungspflichtig auf dem ersten Arbeitsmarkt. Zielstrebig hat sie die GESTALTUNG ihres Lebens in die eigenen Hände genommen. Sie weiß dabei ganz genau, was sie will: „Ich trenne mich auch von Menschen, die mir nicht guttun. Was mich nicht glücklich macht, muss weg. So einfach ist das.“ Jenny Hamann kocht und backt gern, sie näht und treibt Sport und liebt es, mit ihren Freundinnen auf Kreuzfahrten zu gehen, wie etwa über Weihnachten 2021.

Mittlerweile wohnt die fröhliche junge Frau mit einer Freundin 50 Kilometer von Rickling entfernt, bewältigt den Weg zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und ist dafür oft weit über eine Stunde mit Bus, Bahn, dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs. „Der Fichtenhof und mein Nachhilfelehrer haben mich sehr unterstützt“, weiß sie – und dafür ist sie dankbar.